Rückblick auf Freude und Leid

An keinem anderen Tag werden so viele für Deutschland bedeutende geschichtliche Ereignisse auf einmal genannt. Das macht den 9. November zu einem ganz besonderen Tag. Für meine Generation ohnehin. Ist die Massenvernichtung der Juden, das Verbrennen jüdischer Schriften und das Abfackeln von Synagogen in Deutschland doch bis heute etwas, was an die Nieren geht. Die Frage, wie konnte es so weit kommen, wie konnte ein ganzes Volk zuschauen, während Barbaren im eigenen Land wüteten, Nachbarn, Freunde, Bekannte folterten und ermordeten, nur weil sie sich zum Jüdischen Glauben bekannten, treibt auch mich bis heute um. Die aus dem Zweiten Weltkrieg folgende Teilung Deutschlands erlebte ich mit. Dass mein Opa aus dem Grenzgebiet zwischen Bayern und Thüringen ausgesiedelt wurde, Haus und Hof verlor, sorgt bis heute für Gänsehaut bei mir, sobald ich den einstigen Grenzstreifen betrete.  Dass der Wille eines Volkes sogar unversöhnliche Mächte bezwingen kann — mit nichts als einer Kerze in der Hand, lernte ich im Wendeherbst 1989. Was Freiheit wert ist, wusste ich wie jeder DDR-Bürger, denn wir hatten sie ja nicht. Reisen, wann und wohin man will — Fehlanzeige. Hinzu kam die fehlende Freiheit Andersdenkender. Bis heute sehe ich hier Ausläufer davon, zwar nicht von Staats wegen, aber gesellschaftlich. Mir ist Freiheit wichtig. Meine persönliche Freiheit, aber auch die Freiheit anderer und vor allem Andersdenkender. Um sie werde ich mein ganzes Politikerleben lang kämpfen.